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Stadtarchiv Bergheim

Das Bergheimer Sterberegister von 1856

Im Jahr 1856 starben in Bergheim 96 Menschen. Was können wir heute nur anhand ihrer Sterbeeinträge über sie und die Bergheimer Bevölkerung erfahren?

19.01.2024

Im Stadtarchiv Bergheim lagern die sogenannten Sterberegister der ehemaligen selbstständigen Bürgermeistereien Bergheim, Hüchelhoven und Paffendorf, beginnend im Jahr 1800.

Ein Sterberegister enthält jeweils die Sterbeurkunden einer Bürgermeisterei für den Zeitraum eines Kalenderjahres.
Für das Jahr 1856 in Bergheim erfolgt hier eine Auswertung der 96 Todesfälle.

Im gleichen Zeitraum erfolgten in Bergheim übrigens 24 Hochzeiten und 113 Geburten.

Auswertung nach Alter

Unter den 96 Verstorbenen waren zehn Totgeburten, 21 Babys im Alter von drei Tagen bis neun Monaten, neun Kleinkinder bis zu drei Jahren und acht Kinder im Alter von vier bis zu elf Jahren.

Im Alter zwischen zwölf und 19 Jahren starb niemand.

Sieben Verstorbene waren zwischen 20 und 40 Jahre alt, 16 Personen zwischen 41 und 60 Jahren. 25 Personen waren bei ihrem Tod älter als 61 Jahre.

Die älteste Verstorbene war die 89jährige Maria Olbertz (StU 1856/92) aus Bergheim, Witwe von Conrad Balthasar Harff. Sie starb am 17. Dezember 1856.

Auswertung nach Familien

Zweimal starben in diesem Jahr in Bergheim Zwillinge. Ende Januar und Anfang Februar 1856 verstarben die Becker-Zwillinge aus Quadrath. Die Töchter des Schneiders Peter Becker und seiner Frau Maria Catharina Wolff starben als Babys: Catharina, am 27.01.1855 mit 8 Tagen (StU 1856/02) und ihre Schwester Gertrud am 06.02.1855 mit 18 Tagen (StU 1856/07).
Am 1. und 2. Juli 1856 starben Charlotta (StU 1856/40) und Josephina (StU 1856/43) Seebach aus Quadrath, sie waren Ende Juni geboren worden und wurden nur drei und vier Tage alt. Bereits im Februar war ihre große Schwester Elisabeth Seebach im Alter von elf Jahren gestorben (StU 1856/11). Vater Seebach arbeitete als Bote.

Auch die Tagelöhner-Familie Gronendahl verlor 1856 zwei ihrer Kinder: am 30. Juni 1856 starb der achtjährige Reiner (StU 1856/42), sein neunjähriger Bruder Vincenz verstarb am 12. Juli 1856 (StU 1856/49, in der Urkunde steht als Alter zehn Jahre, geboren wurde Vincenz aber am 27.01.1847, vgl. GU 1847/08). Leider war zu dieser Zeit noch keine Todesursache in den Sterbeurkunden anzugeben, sodass hier nur spekuliert werden könnte.

Der Schuster Mathias Jülich und seine Ehefrau Gertrud Schaefer aus Bergheimerdorf mussten im Jahr 1856 ebenfalls zwei ihrer Kinder betrauern: am 10. Februar starb der drei Monate alte Peter (StU 1856/8), am 9. Juli starb seine Schwester, die anderthalbjährige Ursula (StU 1856/47).

Auswertung nach Berufen

Neben den Kindern und Babys gibt es 22 Personen ohne Berufsangabe, davon nur drei Männer aber 19 Frauen. Für 26 Menschen der insgesamt 96 Verstorbenen liegt eine Berufsangabe vor.

Sieben der Verstorbenen waren Tagelöhner, drei Frauen arbeiteten als Ackerin, drei Männer als Ackerer, einer von ihnen, Peter Joseph Heinen aus Ichendorf (StU 1856/74), war zeitgleich als Wirt tätig. Zudem starben in diesem Jahr 1856 in Bergheim ein Dachziegler, die 23jährige Dienstmagd Ursula Reisinger (StU 1856/95), die auf der Ichendorfer Pliesmühle arbeitete, ein Fassbinder, ein Kleinhändler, ein Schmied, ein Schreiber, ein Steueraufseher und ein Tischler.

Weiterhin verstarben im Jahr 1856 zwei Töpfer, ein Vikar, der Wirt Wilhelm Joseph Schmitz (StU 1856/18), ebenfalls aus Ichendorf, sowie der Armenarzt der Bürgermeisterei Bergheim, Peter Joseph Richter im Alter von 54 Jahren (StU 1856/62), und der 53jährige Nachtwächter Quirin Rossbach (StU 1856/52) aus Bergheimerdorf.

Auswertung nach Sterbedatum

Der Tod ereilte die Menschen über das ganze Jahr. Im Mai 1856 starben in Bergheim nur drei Menschen, im März, Juli und Oktober aber jeweils zwölf. Das bedeutet, dass im Mittelwert pro Monat mit acht Toten zu rechnen war – bei durchschnittlich knapp zehn monatlichen Geburten. Anders als vielleicht zu vermuten wäre, starben im Wintermonat Januar nur vier Menschen, im Sommermonat Juli aber zwölf.

Auswertung nach Sterbeort

Die Auswertung der Sterbeorte zeigt die proportionale Größe der damals zu Bergheim gehörenden Stadtteile/Dörfer an; diese Zahlen korrespondieren entsprechend mit den anteiligen Ortsangaben in den Bergheimer Geburts- und Heiratsregistern.

In Ichendorf verstarben 25 Menschen, dicht gefolgt von Quadrath mit 24 Menschen. Nur acht Menschen starben in Bergheim selbst.

Je eine Person starb in Montagsend, welches ein Ortsteil von dem durch die Tagebaue untergegangenen Wiedenfeld war, und in Loevenich - dieser Todesfall betrifft die 56jährige Clara Schumacher aus Kenten, bei der Urkunde im Bergheimer Register handelt es sich um eine Abschrift des Sterberegisters von Stommeln.

Auswertung nach Geschlecht und generelle Lebenserwartung

Von den 96 Bergheimer Verstorbenen im Jahr 1856 waren 48 Verstorbene weiblich, 48 Verstorbene männlich.

Bei den Totgeburten waren besonders viele männlich, sieben der zehn Totgeborenen waren Jungen; nur drei Mädchen verstarben vor ihrer Geburt.

Teilt man die Bergheimer Verstorbenen in drei Altersgruppen ein und untersucht diese nach dem Geschlecht erhält man folgendes Ergebnis: in der Altersgruppe 0 bis 19 Jahre verstarben 26 Mädchen und 22 Jungen. Im Alter von 20 bis 65 Jahren verstarben neun Frauen und 18 Männer. Älter als 65 Jahre wurden 13 Frauen und acht Männer.Frauen starben damit im Jahr 1856 in Bergheim im Mittel mit 29,1 Jahren, Männer mit 33,4 Jahren.

Dieser Wert vor allem an der hohen Säuglingssterblichkeit: 16 Mädchen und 15 Jungen erreichten nicht ihren ersten Geburtstag, weitere fünf Mädchen starben vor ihrem zweiten Geburtstag – bei den Jungen nur einer. Vier Frauen starben in gebärfähigen Alter und waren zwischen 20 und 32 Jahren alt.

17 Personen wurden älter als 70 Jahre, davon elf Frauen und sechs Männer.

Unter Einbeziehung der Totgeburten ergab sich also Mitte des 19. Jahrhunderts in Bergheim eine durchschnittliche Lebenserwartung von 31 Jahren, rechnet man die bereits im Mutterleib verstorbenen Kinder heraus, betrug die Lebenserwartung gut 35 Jahre, betrachtet man nur die Personen, die mindestens ihren ersten Geburtstag erreichten, steigt die Lebenserwartung im Bergheim des Jahres 1856 auf 46 Jahre.

Erläuterungen und Hinweise

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